Sport machen und stärker werden, Muskeln aufbauen. Wer will das nicht? Hanteln, Geräte, Fitnessstudios. Alles scheint so erreichbar zu sein und doch so fern. Wie wäre es mit einer ganz neuen Methode? Einer Methode, die schon uralt ist, und doch in Vergessenheit geraten ist? Calisthenics heißt dieses Phänomen. Was steckt dahinter? Und was kann es einem bringen?
Was ist Calisthenics?
Das Wort „Calisthenics“ leitet sich aus dem Griechischem von „kalos“ für „schön“ und „sthenos“ für „Kraft“ ab. Und genau darum geht es. Bei Calisthenics dreht es sich vor allem um Kraft und die aus der Körperformung gewonnene Schönheit und die Schönheit der Bewegungen ab. Es handelt sich dabei um ein System von Eigengewichtsübungen, also Übungen, die mit dem eigenen Körpergewicht ausgeführt werden können. Es braucht (fast) keine Geräte, keinen speziellen Raum, nichts außer den eigenen Willen und den eigenen Körper, den man in Bewegung setzen kann. Heute würde man mit den Übungen wahrscheinlich Gymnastik oder etwas ähnliches in Verbindung bringen und das Wort „Calisthenics“ ist auch kaum in Umlauf, aber könnten die Übungen und die Philosophie dahinter trotz des Alters kaum aktueller sein und für jeden eine neue und interessante Sache, der mit den herkömmlichen Methoden und den Fitnessstudios nicht zufrieden ist.
Der Ursprung der Calisthenics-Bewegung
Die die ursprüngliche griechische Bezeichnung ist die Calisthenics-Bewegung bereits Jahrtausende alt. Die Menschen – vor allem die Krieger – wollten schon immer stark sein. Stärker als ihre Gegner und einem Körperideal entsprechen, damit sie lange Märsche bestehen konnten, Disziplin im Angesicht des Todes bewahren konnten und auch lange Schlachten schlagen konnten. Nicht zuletzt die Ausrüstung schleppen. Schwerter, Schilder und vieles andere. Wenn man sich antike Statuen ansieht, weiß man, wie so manche Menschen damals ausgesehen haben, denn diese Statuen wurden auch gerne nach Vorbildern gemeißelt. Starke Muskeln, aber perfekt proportioniert. So würde man gerne aussehen und das denkt wohl jeder, der einmal eine solche Statue gesehen hat. Spartaner, Athener, Römer. Viele Völker haben sich so fit gehalten.
Im Laufe der Zeit veränderte sich „Calisthenics“ immer weiter, verschiedene Formen kamen in Gebrauch, doch immer war der eigene Körper im Fokus. Immer waren die Eigengewichtsübungen der Dreh- und Angelpunkt. Und das steigerte sich nochmals im 19. Jahrhundert, als sogenannte „Turnvereine“ immer mehr Anlaufpunkt waren.
Verdrängt wurde die Herangehensweise und die Philosophie der Calisthenics im 20. Jahrhundert, als Kurzhanteln, Hantelscheiben und viele Maschinen auf den Markt kamen, die „neuer“ waren und einfach modischer waren. Nicht so alte „Turnerei“. Calisthenics starb fast aus und ist auch heute noch kaum in den Köpfen der Sportler oder der Trainer. Viele wüssten wohl nicht mal, wie man den Begriff schreibt. Kann man vom Alter also auf seine Überflüssigkeit schließen? Oder hatten uns die alten Völker etwas voraus und waren tatsächlich schöner und stärker, wie der Begriff suggeriert?
Stück für Stück kommen die Übungen aber wieder zurück, auch dank der Calisthenics-Parks, wo man an Stangen etc. diese Übungen vollführen kann. Die bekannte „Flagge“ der Calisthenics-Übungen ist wieder öfter zu sehen und man fragt sich, ob da doch noch Hoffnung für diese Art der Körperertüchtigung besteht?
Die beliebtesten Übungen der Calisthenics
Die Grundübungen sind schnell präsentiert. Liegestütz, Klimmzug, Sit-Up, Kniebeugen. Im wesentlichen sind das die Übungen, die unter den Begriff Calisthenics fallen, verändert und verstärkt werden, aber bei den meisten Sportlern noch immer für ein müdes und meistens abschätziges Lächeln sorgen. Aber ein Klimmzug ist nicht gleich ein Klimmzug. Und so ist es auch mit Liegestütz und allen anderen Übungen. Meistens kann man diese Übungen progressiv gestalten und von einer Einfachen Übung wie Liegestütz an der Wand hin zu einem echten einarmigen Liegestütz kommen, was zu den anspruchsvollsten Kraftübungen überhaupt gehört, zu der kaum jemand in der Lage ist, der mit Hanteln trainiert.
Partnersache
Das tolle an Calisthenics ist, dass man es zu Hause praktizieren kann und man kann seinen Partner auch gleich mit in die Übungen einbinden. Gemeinsam trainiert es sich immer besser und es ist sowohl für Männer als auch für Frauen geeignet. Keine Geräte, kein überflüssiges Equipment. Es kann ein sehr verbindendes Erlebnis für ein Paar sein, gemeinsam Sport zu machen, Kraft und Fortschritte wachsen zu sehen und immer mehr zu sehen, wie man das Training zu einem festen Ritual zu machen.
Gegenseitig spornt man sich an, fühlt die Kraft, sieht die Stärke des anderen und ist dadurch nur noch mehr angespornt. Die Übungen kann man dahingehend abwechselnd oder gemeinsam zeitgleich praktizieren. Ganz so, wie man sich wohlfühlt.
Vor allem der Vorteil, es auch gemeinsam im Urlaub machen zu können, ist ein Vorteil und kann das Leben eines Paares wirklich ungemein bereichern und erleichtern und man gewinnt eine Menge Respekt vor sich selbst und auch vor dem Partner. Das Team wird noch mehr zum Team und man weiß, dass man sich auf die körperliche Stärke des anderen stets wird verlassen können.
Was bringt Calisthenics?
Aber jetzt sollte man darüber sprechen, was Calisthenics eigentlich bringt? Warum sollte man von den Fitnessstudios und den Maschinen abrücken? Warum sollte man an dem, was man gerade macht, etwas ändern? Nun, erinnern wir uns an vorher. Die antiken Statuen und die Helden, die sicher nicht anders aussahen, als man sie beschrieben haben. Ohne Anabolika, ohne Maschinen, ohne Hantelscheiben. Nur mit ihrem Eigengewicht? Klingt etwas zu schön, um wahr zu sein?
Ein selten ins Auge gefasster Vorteil von Calisthenics ist, dass vor allem jene Bewegungen ausgeführt werden, die man ohnehin macht. Auf die der Körper ausgelegt ist und die man im Leben immer mal wieder wird machen müssen. Natürliche Bewegungen sind etwas, die wirklich wichtig sind, weil man nun mal als Mensch trainiert und nicht einfach so irgendwas trainieren sollte, denn damit weiß der Körper gar nichts anzufangen und mag Muskeln aufzubauen, aber sie nicht ideal einzusetzen, da andere dazugehörige Muskelgruppen und auch Sehnen und Gelenke nicht beansprucht worden.
Calisthenics setzt genau da an. Die Muskelgruppen werden nicht einzeln, sondern gemeinsam mit anderen Muskelgruppen trainiert, die sonst auch zusammenarbeiten. Diese Muskeln erhalten durch das Eigengewicht eine ideale Belastung, die man immer weiter steigern kann, indem man etwas an den Übungen verändert. Progressive Calisthenics nennt sich das. Aber auch der Anfänger ist perfekt versorgt mit dem, was er sowieso bei sich hat: Dem Körper.
Calisthenics beansprucht den ganzen Körper
Arme, Hände, Beine, Bauchmuskeln, Rücken, Hintern, Nacken, Rücken. Ganz egal, was man trainieren will, einige wenige Calisthenics-Übungen reichen gänzlich aus, um jede Partie des Körpers anzusprechen, zu formen, zu stärken und in eine Verfassung zu bringen, die man so nicht erwartet hätte, auf die Spartaner und andere antike Kämpfer aber geschworen haben und die ihnen ungeahnte Siege eingebracht haben (von der Legendenbildung über Jahrtausende hinweg ganz abgesehen).
Es ist also nicht übertrieben, wenn man Calisthenics als ein Füllhorn an Möglichkeiten beschreiben kann. Nur der Körper. Und ein kleinen Raum, auf dem man sich bewegen kann. Das ist alles, was man braucht. Die eine oder andere Stange für Klimmzüge wäre auch noch gut, aber die meisten Übungen kann man ohne nutzen. Handstand, Liegestütz, Kniebeugen. Wo kann man das nicht machen? Wann kann man das nicht machen? Hotel? Büro? Öffentliches Klo? Im Park? Man ist nicht eingeschränkt. Und man ist nicht eingeschränkt in den Dingen, die solche Übungen erreichen können. Einhändige Liegestütze? Auf den Händen laufen? Einhändiger Klimmzug?
Optimal für den Körper
Für manche mag das nach Leistungen von Batman oder gar Superman klingen. Ein normaler Mensch könnte das nicht schaffen. Aber doch, ein normaler Mensch kann das, wenn nicht nur die Muskeln trainiert sind, sondern auch Gelenke und Sehne durch das ideale Gewicht passend trainiert und gestärkt wurden. Und das lässt das heutige Training der Masse oft vermissen. Es werden auf Muskeln geschaut, nicht auf Stärke und nicht auf Sehnen und Gelenke, die meistens unsere Stärke tatsächlich limitieren, obwohl die Muskeln alles hinbekommen hätten.
Calisthenics kann einem alles bringen, was man immer wollte. Ein gut und schön proportionierter Körper. Nahezu unendlich viel Kraft auf der Spitze des menschlichen Könnens und Ausdauer, die obendrein trainiert wird. Alles nur mit dem eigenen Körper, einem Willen und Disziplin. Und im Laufe des Trainings wird man merken, dass die Gelenke weniger schmerzen als durch Hanteltraining und dass man seine ehemaligen Trainingspartner und sonstigen Menschen im Studio überholt hat.
Oft gestellte Fragen
Kann man mit Calisthenics-Übungen abnehmen?
Ja, das kann man. Der Körper strengt sich an, verbraucht Energie, die Muskeln wachsen und verbrauchen dann auch mehr Energie. Also ja, man kann mit Calisthenics auch abnehmen und den eigenen Grundumsatz steigern.
Kann ich mit Calisthenics Muskeln aufbauen?
Wie schon erwähnt, ja, das geht. Und nicht nur das, man stärkt auch Sehnen und Gelenke – also das ideale Dreiergespann für Kraft.
Welches Equipment brauche ich?
Nun, eigentlich nur den eigenen Körper und einen Raum. Aber für gewisse Übungen sind auch eine Klimmzugstange und vielleicht Stützgriffe für Dips und Liegestütze nötig. Alles für relativ kleines Geld zu haben.
Wenn es so erfolgreich ist, warum ist es nicht verbreitet?
Weil man mit Calisthenics nicht wirklich Geld verdienen kann. Wer geht ins Studio, wenn es das gar nicht braucht? Von schweren Hanteln, Eiweißshakes und Geräten ganz zu schweigen? Calisthenics ist kein Markt, weil es zu grundlegend ist, wie atmen.
Wie hoch ist die Verletzungsgefahr?
Wenn man es richtig macht, dann ist sie geringer als bei Maschinen oder Hanteln. Geht der Liegestütz schief, bricht man auf den Boden zusammen, geht das Bankdrücken schief, kann das übel enden. Sich selbst bewegen können, wie gefährlich kann das sein?
Wie muss die Ernährung aussehen?
Einfach weiter so ernähren, wie man es ohnehin tun sollte. Ausgewogen. Mit Eiweißen, Fetten und Kohlenhydraten. Der Körper nimmt sich, was er braucht.
Könnte ich irgendwann zu „aufgepumpt“ aussehen?
Nein. Das aufgepumpte Aussehen vieler Sportler stammt auch nicht vom Training, sondern von gewissen Substanzen. Der Körper selbst hat biologische Grenzen. Ein Gorilla hat andere als ein Mensch. Deshalb sind wir in der Kraft unterlegen. Also keine Sorge, man wird stark, gut proportioniert und für alles andere sorgt die Natur.
Ab wann kann man damit anfangen?
Sofort. Fast jedes Alter ist dafür geeignet. Selbst Kinder machen Liegestütze in der Schule.
Ist es für Männer und Frauen geeignet?
Unbedingt ja. Calisthenics ist geschlechterübergreifend gut geeignet. Die Fortschritte sind individuell und auch die Kraft wird irgendwann einen individuellen Peak erreichen, aber es macht keinen Unterschied.
Wie fange ich richtig an?
Einfach anfangen. Und wenn man Hilfe braucht, gibt es Trainier, die sich darauf spezialisiert haben und auch exzellente Bücher, die genau auf dieses Thema eingehen und es verbreiten wollen.
Warum klingt das alles zu schön um wahr zu sein?
Weil wir in unserer Gesellschaft immer denken, das alles teuer sein muss, dass man einen gewissen Ort aufsuchen müssen, komplizierte Hanteln und Übungen und Ernährungspläne (inklusive Nahrungsergänzungsmittel) braucht. So ist es nicht. Und bis man die höchsten höhen erreicht hat, kann es lange dauern. Einfachheit heißt nicht, dass es nicht anstrengend ist.
Kann ich das mit einer Verletzung machen?
Das hängt von der Verletzung, dem Zustand und der Einschätzung des Arztes ab. Aber Sport macht im allgemeinen nichts schlechter, sondern nur besser. Der Körper ist widerstandsfähiger, ist aktiver, setzt Hormone frei. Und wenn man lange gelegen hat, ist es umso ratsamer. Also ganz klar ja!
Was ist, wenn mich das nicht überzeugt?
Nun, wer nicht überzeugt ist, sollte sich in der Geschichte umsehen. In der Antike, wie schon beschrieben. In den Gefängnissen der USA, wo unfreiwillig unglaubliche Athleten herangewachsen sind mit diesen Übungen, oder bei den Affen, die auch viel Klettern und dadurch ebenfalls einen großen Teil ihrer Kräfte haben, die atemberaubend sind.
Fazit
Calisthenics hat ihren Ursprung in der Antike. Diese Bewegung zeichnet sich durch den Einsatz des Körpers aus und ist der Gegenentwurf zu der heutigen Übungsgewohnheit mit Hanteln und mit den schweren Maschinen, die man in jedem Studio findet. Aber man kann jede Muskelgruppe auch anders und vor allem besser trainieren. Stärker werden, auf natürliche Weise Kraft trainieren und dabei gesund und schlank und stark bleiben. Wer will das nicht? Für viele wird sich Calisthenics vielleicht zu schön anhören um wahr zu sein, aber wer lieber Ins Fitnessstudio rennen will und viel Geld für Produkte ausgeben möchte, kann das tun, aber nicht alles, was gut ist und etwas bringt, ist auch teuer und kompliziert.